Arbeiten im Wohnmobil – wie wir das meistern und was du davon lernen kannst
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Wir haben gelernt, dass es ein paar wesentliche Sachen gibt, die fürs Arbeiten im Wohnmobil unerlässlich sind und das möchten wir heute mit dir teilen – aber vorher ein kleiner Rückblick:
In den letzten Jahren, in denen wir unterwegs waren, haben wir die verschiedensten Orte bereist, großartige Landschaften durchstreift, alle möglichen Wetterbedingungen mitgemacht und natürlich: fleißig (mal mehr, mal weniger …) gearbeitet, damit sich das Ganze auch finanziert. Wir hatten keine Ersparnisse, auf die wir zurückgreifen konnten. Wir sind selbstständig und haben von Beginn der Reise an gearbeitet. Auch wenn es den Anschein hat, dass man als Selbstständiger seine Zeit frei einteilen kann, muss die Arbeit dennoch erledigt werden – egal unter welchen Umständen.
So haben wir beispielsweise schmerzlich lernen müssen, dass dieser tolle Stellplatz mit der noch besseren Aussicht und den perfekten Bedingungen leider gar nicht geht im Moment, weil das Internet so eine grottenschlechte Down- & Uploadrate hat, dass nicht mal Outlook sich bequemt, die Mails zu laden unter einer Minute.
Oder auch, dass der aktuelle Workflow, in den man sich so schön reingearbeitet hat und alles grad wie am Schnürchen fließt, jetzt abgebrochen werden muss, weil die Versorgerbatterie quasi schon schreit, dass sie gleich den Kühlschrank ausschaltet, wenn sie nicht sofort wieder etwas Energie bekommt.
Oder sich der einzige Laptop, den man hat, einbildet, dass er jetzt ein Problem mit dem Akku bekommt und nur noch flüssig läuft, wenn er kontinuierlich am Strom hängt - das frisst den Strompegel schneller runter als die Standheizung es jemals schaffen könnte.
Oder man gezwungen ist, auf dem Bett zu arbeiten, weil der eigentlich ach-so-schöne Sitzbereich sich leider als völlig unergonomisch entpuppt. Wie erklärt man jetzt dem neuen Kunden professionell und authentisch, dass die Narbe am Hintern schmerzt, wenn man auf dem normalen Platz sitzt und jetzt zwischen Polstern in das Zoom Meeting reinwinkt?
Ich möchte das alles ja gar nicht schlecht reden. Wir lieben es, unterwegs arbeiten zu können, aber man sollte halt nur wissen, dass das auch die ein oder andere Herausforderung und Anpassung mit sich bringt.
Diese und noch viele weitere Erfahrungen der letzten Jahre haben uns gelehrt, was man wirklich braucht, um erfolgreich im Wohnmobil zu arbeiten. Das möchten wir mit dir hier so kurz und knapp wie möglich teilen - in der Hoffnung, dass du das ein oder andere für dich mitnehmen kannst auf deine ganz eigene Reise. Oder was auch immer der Grund ist, warum du im Camper arbeiten möchtest.
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1. Technische Ausrüstung & “good-to-have´s” fürs mobile Büro
Internet
- Mobiler Router oder Smartphone, bei dem du dich mit deinem Laptop ins Internet einloggen kannst
- SIM-Karte mit ausreichend Datenvolumen
- Backup-Lösungen, wie das Wissen, wo es öffentliches WLAN gibt
- Externe Antennen oder Signalverstärker für besseren Empfang in abgelegenen Gebieten
- VPN-Dienst für sicheres Arbeiten in öffentlichen Netzwerken
Strom
- Solaranlage mit ausreichend Leistung
- Zusätzliche Batterien oder Powerbanks
- Wechselrichter für 230V-Geräte
- Kabelmanagement-System
Die richtigen Geräte
- Leistungsstarker, energieeffizienter Laptop
- Tablet für unterwegs
- Smartphone als Backup-Arbeitsgerät
- Externe Festplatten oder Cloud-Speicher
- Noise-Cancelling Kopfhörer für konzentriertes Arbeiten
- Webcam und Mikrofon für Online Meetings
Ergonomie
- Einen Arbeitsbereich, wo du deine Geräte abstellen kannst
- Eine ergonomische Sitzmöglichkeit – dein Rücken wird es dir danken!
- Einen Laptopständer für die optimale Bildschirmhöhe
- Eine externe Tastatur und wenn möglich eine ergonomische Maus
- Ausreichende Beleuchtung für lange Arbeitssessions, besonders an dunklen Tagen
- Regelmäßige Pausen und Bewegung, um Verspannungen vorzubeugen
- Ein flexibler Arbeitsbereich, der sich an verschiedene Aufgaben anpassen lässt
2. Vorteile, Nachteile und BMAS zum Arbeiten unterwegs
Welche Vorteile bringt es mit sich, wenn man von unterwegs aus arbeiten kann?
Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsplatzes: Ob am idyllischen Waldrand, an einem malerischen Stellplatz am Meer, inmitten einer faszinierenden Halbwüste oder im pulsierenden Herzen einer belebten Stadt – dein Büro ist dort, wo dein Camper steht. Diese unvergleichliche Freiheit ermöglicht es dir, deine Arbeitsumgebung täglich neu zu gestalten und inspirierenden Locations zu entdecken.
Nahtlose Integration von Arbeit und Reisen: Das mobile Büro im Wohnmobil eröffnet dir die einzigartige Möglichkeit, berufliche Verpflichtungen mit deiner Reiseleidenschaft zu verbinden. Du kannst neue Orte erkunden, während du gleichzeitig deinen beruflichen Aufgaben nachgehst – eine perfekte Symbiose aus Produktivität und Abenteuer.
Kreative Inspiration durch wechselnde Umgebungen: Die ständig verändernde Kulisse deines Arbeitsplatzes bietet eine Fülle neuer Eindrücke und Perspektiven. Diese vielfältigen Einflüsse können deine Kreativität beflügeln, innovative Ideen fördern und deinen Arbeitsalltag mit frischer Energie bereichern.
Optimierung der Work-Life-Balance: Das Arbeiten im Wohnmobil ermöglicht es dir, deine beruflichen und privaten Bedürfnisse flexibler aufeinander abzustimmen. Durch die Möglichkeit, Arbeitsphasen und Freizeit nach deinen Vorstellungen zu gestalten, kannst du eine ausgewogene Work-Life-Balance erreichen. Wichtig ist dabei, bewusst für ausreichend Auszeiten und Erholung zu sorgen, um langfristig von dieser Lebensweise zu profitieren.
Welche möglichen Nachteile hat das Arbeiten im Wohnmobil?
Herausforderungen bei der Internetverbindung: Instabile oder langsame Verbindungen können die Produktivität erheblich beeinträchtigen und zu Frustration führen, insbesondere in abgelegenen Gebieten oder bei schlechtem Wetter.
Ergonomische Herausforderungen am Arbeitsplatz: Die begrenzte Raumnutzung in einem Wohnmobil kann zu suboptimalen Arbeitsbedingungen führen, was langfristig gesundheitliche Probleme verursachen kann, wenn nicht entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.
Potenzielle Ablenkungen durch die Umgebung: Die ständig wechselnde Umgebung kann zwar inspirierend sein, birgt aber auch das Risiko häufiger Unterbrechungen und Konzentrationsschwierigkeiten, was die Effizienz beeinträchtigen kann.
Komplexes Energiemanagement und technische Herausforderungen: Die begrenzte Stromversorgung erfordert ein durchdachtes Energiemanagement, während technische Probleme oft schwieriger zu beheben sind als in einem stationären Büro.
Notwendigkeit schneller Anpassung an unvorhersehbare Ereignisse: Von Netzwerkausfällen über plötzliche Wetterumschwünge bis hin zu unerwarteten Lärmbelästigungen – die Fähigkeit, flexibel auf Störungen zu reagieren und alternative Lösungen zu finden, ist entscheidend für einen halbwegs reibungslosen Ablauf.
Remote arbeiten bzw. Homeoffice für Arbeitnehmer laut BMAS
Interessant finde ich auch, was das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zum Thema “Homeoffice” schreibt. Homeoffice ist laut der BMAS eine Arbeit von zu Hause oder einem selbstgewählten Ort. Kein gesetzlicher Anspruch, aber vereinbar. Arbeitszeitregeln und Arbeitsschutz gelten trotzdem. Der Arbeitgeber bleibt für den Arbeitsplatz verantwortlich – auch beim Thema Datenschutz und IT-Sicherheit.
Klar, es gibt Vorteile wie bessere Work-Life-Balance, aber auch Herausforderungen wie für viele eine soziale Isolation darstellt. Einiges davon kennen wir ja auch vom Arbeiten im Wohnmobil. Es zeigt nochmal, wie wichtig Struktur, Sicherheit und Balance auch beim mobilen Arbeiten sind.
3. Was kann man überhaupt alles vom Wohnmobil aus arbeiten
Das Arbeiten im Wohnmobil bietet eine ganze Reihe von beruflichen Möglichkeiten, die sich perfekt mit dem mobilen Lifestyle vereinbaren lassen. Die Flexibilität und Freiheit, die das Leben auf Rädern bietet, kann für viele Berufsfelder ein echter Game-Changer sein.
Solltest du mit dem Gedanken spielen oder dich bereits am Anfang vom Aufbau eines Online Business sein, dann schau doch gerne in unseren Online-Business-Aufbau-Guide rein: https://vegan-vikings-marketing.com/online-business-aufbauen-leitfaden/
Ich habe dir eine Liste von Berufen und Tätigkeiten zusammengefasst, die sich meiner Meinung nach gut für das Arbeiten in einem Wohnmobil eignen:
Digitale Berufe:
- Virtuelle Assistenz (Remote Unterstützung bei allerlei administrativen und organisatorischen Aufgaben)
- Grafikdesign und Illustration (Visuelle Gestaltung für digitale und Print-Medien)
- Webentwicklung und Programmierung (Erstellung und Pflege von Websites und Anwendungen)
- Content Creation (Erstellung von Texten, Videos, Grafiken und Podcasts für verschiedene Plattformen)
- Social Media Gedöns (Betreuung und Strategieentwicklung für soziale Netzwerke)
- Digitales Marketing (Online-Werbung, SEO, E-Mail-Marketing und mehr)
Freiberufliche Tätigkeiten:
- Übersetzen und Dolmetschen (Übertragung von Texten oder Gesprächen zwischen verschiedenen Sprachen)
- Freies Schreiben und Journalismus (Verfassen von Artikeln, Reportagen oder Büchern für verschiedene Medien)
- Fotografie und Bildbearbeitung (Erstellung und Bearbeitung von Fotos für kommerzielle oder künstlerische Zwecke)
- Coaching und Online-Beratung (Persönliche oder berufliche Unterstützung und Beratung über digitale Kanäle)
Fernunterricht und E-Learning:
- Online-Tutoring (Individuelle Lernunterstützung über digitale Plattformen)
- Sprachunterricht via Video-Chat (Fremdsprachenunterricht durch Live-Video-Sitzungen)
- Erstellung von Online-Kursen (Entwicklung digitaler Lernmaterialien und -module)
Kundenservice und Support:
- Telefonischer,- Chat, – oder Mail-basierter Kundendienst (Kundenbetreuung und Problemlösung über Telefon oder Chat oder E-Mail)
- Technischer Support (Hilfestellung bei technischen Problemen und Fragen)
Finanz- und Geschäftsdienstleistungen:
- Buchhaltung und Steuerberatung (Finanzielle Buchführung und Beratung zu Steuerfragen)
- Finanzplanung und -beratung (Unterstützung bei finanziellen Entscheidungen und Zukunftsplanung)
- Virtuelle Rechtsberatung (Juristische Beratung über digitale Kommunikationskanäle)
Kreative Berufe:
- Musikproduktion (Komposition, Aufnahme und Bearbeitung von Musik)
- Drehbuchschreiben (Verfassen von Skripten für Film, Fernsehen oder Theater)
- Digitale Kunst (Erstellung von Kunstwerken mit digitalen Werkzeugen und Techniken)
Projektmanagement und Beratung:
- Agiles Projektmanagement (Flexible Steuerung von Projekten mit iterativen Methoden)
- Business Consulting (Strategische Beratung für Unternehmen zu verschiedenen Geschäftsaspekten)
- IT-Beratung (Fachliche Unterstützung bei IT-Fragen und -Lösungen)
Das sind natürlich nur Beispiele, was man alles machen kann – da gibt es noch einiges mehr.
4. Weitere wichtige Bereiche fürs Arbeiten im Wohnmobil:
Ergonomie im mobilen Büro - Sitzplatz & Gerätschaften, Bildschirmhöhe
Wie wichtig ein ergonomischer Arbeitsbereich ist, brauchen wir denke ich nicht nochmal auseinanderklamüsern. Interessant finde ich, dass es dafür – typisch deutsch, oder gibts das noch woanders? – eine eigene DIN gib, das .. die… der (?) DIN-Normenausschuss Ergonomie (NAErg).
Im Folgenden hab ich euch aufgeschrieben, was wir im Camper umsetzen:
Aufrechte Körperhaltung: Schultern hoch, Brust raus, Bauch rein! ****😊 Als wenn ich das besser machen würde immer … auf jeden Fall: Eine aufrechte Sitzposition ist wichtig für ein bequemes Arbeiten über eine längere Zeit. Schau, dass deine Wirbelsäule gerade ist und vermeide eine vorgebeugte Haltung.
Bildschirmhöhe: Stell den Bildschirm so ein, dass die obere Kante auf Augenhöhe oder leicht darunter liegt. Wir nutzen einen Laptopständer dafür seit Sommer 2024 und ich kann dir sagen: Das ist zwar seltsam anfangs, aber deine Haltung wird dadurch quasi automatisch besser.
Tastatur: Platziere deine Tastatur in einer Höhe, die es dir erlaubt, mit entspannten Schultern und angewinkelten Ellbogen zu tippen. Ich nutze eine ergonomische Tastatur, die aussieht wie ein stark aufgefaltetes V – auch seltsam anfangs, aber viel besser.
Maus: Wähle eine Maus, die gut in deiner Hand liegt. Dank der Tennisarme bin ich auf eine ergonomische Maus umgestiegen, auf der man die Hand nicht flach auflegt, sondern in einem ~45° Winkel anliegen hat.
Sitz- bzw. Stehplatz: Schau, dass du eine Sitzmöglichkeit hast, beider dir der Rücken/Hintern/dein komplettes Gestell nicht nach kurzer Zeit schmerzt. Wir haben mehrere Plätze, an denen wir uns hinsetzen oder hinstellen können zum Arbeiten: der normale Tisch, der Beifahrersitz und das Bett als Sitzmöglichkeit und der Küchenblock, sowie das Bett als Abstellplatz für den Laptop zum Stehen.
Organisation, Struktur, Zeitmanagement unterwegs (realistisch bleiben!)
Im Camper verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit schnell. Vielleicht kennst du das von dir selbst aus einer Remote-Stelle oder von anderen, die davon erzählen? Klare Strukturen und ein realistisches Zeitmanagement sind der „Schlüssel zum Erfolg“, wie man so schön sagt.
Wir haben gelernt, unsere Arbeitstage genau zu planen, aber auch flexibel zu bleiben – funktioniert das? Nein, nicht immer, auch nicht wirklich sehr oft. Aber das Wissen, dass diese Struktur vorhanden ist, an die man sich halten kann, ist wichtig, um nicht ins Dauerschludern zu kommen.
Wichtig ist auch, realistische Ziele zu setzen und genügend Puffer für unerwartete Ereignisse einzuplanen. Wenn beispielsweise dem Hund einfällt, dass er sich jetzt über fast alle Kissen übergeben muss, kannst du das im Camper (in der Regel) nicht ignorieren und mal schnell in die Waschmaschine schmeißen. Da ist es gut möglich, (wenn du nicht gerade ein riesen Mobil hast, in dem du auch noch eine Waschmaschine untergebracht hast und auf einem Platz mit fließenden Wasser stehst) dass du 40, 50, 60 km … zum nächsten Waschmöglichkeit fahren musst und zack! Weg ist der halbe Tag.
Im mobilen Büro die richtigen Routinen einplanen und auf die Work-Life-Balance achten
Routinen geben Struktur und Halt, gerade wenn man ständig unterwegs ist. Ob es der morgendliche Kaffee mit Ausblick ist oder das abendliche Yoga – feste Rituale helfen, den Tag zu strukturieren und einen klaren Kopf zu bewahren. Nicht immer kann man diese Routinen einhalten – stress dich deshalb aber nicht. Mögliche Routinen sind beispielsweise:
Morgenroutine:
- Früh aufstehen und den Sonnenaufgang oder ein paar Minuten lang die Sonnenstrahlen genießen
- Ein paar Minuten Achtsamkeits-Meditation
- Eine leichte Yogaübung im Bett oder draußen machen
- Gesundes, leckeres Frühstück zubereiten und in Ruhe essen
- To-Do-Liste für den Tag erstellen
- Ein paar Minuten den Lieblingspodcast anhören
- Eine Buchzusammenfassung anhören auf Blinkist
- Ein bisschen Journaling betreiben und den Gedanken freien Lauf lassen
Unter Tags:
- Regelmäßige Pausen einlegen, um die Umwelt bewusst zu erkunden
- Mittagspause mit kurzer 10.000 Schritte-Wanderung und “integriertem” Picknick auf dem schönsten Stein der Umgebung
- Nach intensiven Arbeitsphasen kurze Entspannungsübungen machen, dich ausschütteln und ein kurzes 10-minütiges Power-Napping einlegen, um die Konzentration wieder anzukurbeln
- Regelmäßige Trinkpausen einlegen und auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
- Kurze Dehnübungen machen, um Verspannungen vorzubeugen
Abendroutine:
- Arbeitsgeräte wegräumen und den Arbeitsbereich aufräumen, einmal darüber wischen und die wohnlichen Sachen wieder draufpacken wie den schönen Basilikumtopf vom Markt
- Kurze Abendrunde oder leichte Yoga-Session
- Tagesrückblick und Planung für den nächsten Tag
- Entspannende Aktivität wie Lesen oder Musikhören vor dem Schlafengehen
Vergiss dabei nicht, dir bewusst Auszeiten (!!!) einzuplanen. Aber nicht nur einzuplanen, sondern auch machen – und sich hinzusetzen und eine halbe Stunde lang “Doomscrolling” auf dem Smartphone sind keine Auszeit 😉 Eine gesunde Work-Life-Balance zu finden, die wirklich zu dir passt, kann im Wohnmobil eine echte Herausforderung sein. Mit der richtigen Einstellung und klaren Grenzen ist es aber sehr gut möglich, Arbeiten und Reisen harmonisch zu verbinden.
Schlecht-Wetter Zeiten unterwegs überbrücken
Fürs Arbeiten im Wohnmobil bedeuten Schlecht-Wetter Zeiten, dass man entweder irgendwo am Strom hängen sollte, oder immens viel Batteriekapazität haben muss.
Ein kompletter Regentag geht ja noch, aber wie es uns beispielsweise Anfang 2024 in Spanien gegangen ist, als wir in eine 10 Tage lange, durchgehende Regenperiode “reingefahren” sind… Diese Zeit konnten wir an einem kostenfreien Stellplatz mit Strom überbrücken, aber fein ist was ganz anderes. Wir haben echt nichts gegen “schleches” Wetter (siehe unseren Artikel zum Thema: Im Rhythmus der Natur), aber 10 Tage hat auch bei uns an eine kleine Belastungsgrenze gekratzt. Dafür hat diese Regenperiode zum Glück ein paar Speicher in Südspanien wieder etwas angefüllt.
Auf jeden Fall: wir haben gelernt, diese Zeiten positiv zu nutzen. Für intensive Arbeitsphasen, das Planen der nächsten Reiseziele, oder einfach mal das komplette Wochenende durch Netflix laufen zu lassen. Ein gemütlich eingerichteter Innenraum mit feiner Beleuchtung oder ner angenehmen Duftkerze neben dem Fenster macht auch diese Phasen hyggelig.
Den Energiehaushalt einplanen, wenn kein Strom vorhanden ist
Du bekommst keinen Strom von außen? Kein Landstrom? Keine Sonnenenergie? Du kannst grad aber auch nicht stundenlang hin und herfahren um die Batterie wieder neu aufzuladen?
Kennen wir. Kennen wir sehr gut, genau diese Situation – und hatten wir bisher schon öfter als uns lieb ist. Über die Jahre haben wir gelernt, unseren Energiehaushalt einzuplanen und können in etwa abschätzen, wie lange wir noch irgendwo in ruhe stehen bleiben können und wann wir wieder losfahren müssen. Das ist etwas, das kann dir eigentlich kein Dritter von außen Erzählen, dieses Feeling machst du mit der Erfahrung in den ersten Wochen / Monaten.
Wir geben dir aber sehr gerne unseren kleinen Tipps & Tricks, die wir für den Alltag gelernt haben mit:
- Lass den Laptop nicht am Stromkabel hängen, wenn er eingeschaltet ist. Lade ihn vollständig auf, steck ihn ab, arbeite den Akku runter bis er schreit, schalte den Laptop wieder aus und lade ihn erneut.
- Je neuer/moderner dein Laptop ist, desto schneller ist er wieder aufgeladen bzw. desto längere Akkulaufzeit hat er. Mein Computer hält, je nachdem was ich mache, 3-6 Stunden durch und Tim seiner noch länger. Zweimal aufladen = ein ganzer Arbeitstag mit drei Arbeitsphasen. Perfekt für uns. Einmal aufladen verbraucht etwa 6% unserer Batterie. So kann man das etwas mehr einschätzen, wieoft man aufladen kann und wann man wieder weiterfahren muss.
- Schraub beim Laptop die Bildschirmhelligkeit etwas runter – das hält den Akku länger “wach”
- Lass das Handy nicht ständig am Ladekabel hängen
- Braucht es wirklich das Licht, was am Stromnetz hängt, oder hast du eine USB-betriebene oder Batterie-betriebene Alternative?
- Leg dir eine Powerbank zu (zum Beispiel etwas von Ecoflow oder Jackery) und schau, dass du sie immer vollgeladen hältst. Man weiß nie, wann man sie das nächste mal benötigt…
- Lass den Kühlschrank statt 3°C auf 5°C laufen
- Lass das Gefrierfach weg, wenn du es wirklich nicht dringend benötigst
Unvermeidbare technische Probleme
Früher oder später werden sie kommen: die richtig ätzenden technischen Probleme, die das Arbeiten über kurz oder lang sehr anstrengend oder gar nicht mehr möglich machen. Das könnten beispielsweise sein:
- Der einzige Laptop gibt plötzlich den Geist auf
- Das Handy fällt ins Wasser und funktioniert nicht mehr
- Die eingebaute Stromversorgung im Camper geht nicht mehr
- Der letzte Hagel hat die Solaranlage auf dem Dach durchlöchert
- Die Internetverbindung ist extrem instabil oder fällt komplett aus weil der Internetmast in der Nähe defekt wurde über Nacht
- Wichtige Arbeitsdateien gehen durch einen Festplattencrash verloren
- …
Szenarien gibt es viele, was passieren könnte. Lass uns das aber nicht ewig in die Länge ziehen und schauen wir uns mögliche Lösungen genau dafür an, was wir in so einem Fall machen würden:
- Der einzige Laptop gibt plötzlich den Geist auf: Würde bei uns kurzfristig nicht soo viel ausmachen, da wir mehrere Laptops on Board haben und wir die Arbeit und unsere Produkte so strukturiert haben, dass ich Überbrückungsweise mit der Bluetooth Tastatur und dem Smartphone auch schreiben und Vieles erledigen kann.
- Das Handy fällt ins Wasser und funktioniert nicht mehr: Auch hier haben wir mehrere Geräte mit on Board und es würde kurzfristig nicht sonderlich viel schaden. Ein neues Gerät kann man sich – zumindest unserer Erfahrung nach – in Europa mit einem Pass schnell besorgen, wenn es darauf ankommt. Mindestens mit einer Prepaid Karte.
- Die eingebaute Stromversorgung im Camper geht nicht mehr: Da würden wir auf unseren kleinen Powerwürfel zurückgreifen, den man mit Solar, Landstrom & 12V wieder aufladen kann.
- Der letzte Hagel hat die Solaranlage auf dem Dach durchlöchert: Auch hier würden wir auf den Würfel zurückgreifen. Unsere Versorgerbatterie läd aber nicht nur durch Solarenergie, sondern kann via Landstrom und unter der Fahrt aufgeladen werden.
- Die Internetverbindung ist extrem instabil oder fällt komplett aus weil der Internetmast in der Nähe defekt wurde über Nacht: Wenn man das Internet gerade dringend braucht, dann bedeutet das nur eines: Man muss leider den Platz wechseln. Oft hilft aber auch einfach ein paar hundert Meter weiter zu fahren. Gib dafür in die Google Suche “Internetgeschwindigkeit testen” ein, halt das Auto kurz an und teste, ob es an deiner Stelle hier jetzt wieder funktioniert.
- Wichtige Arbeitsdateien gehen durch einen Festplattencrash verloren: Hier würde uns das genauso wenig ausmachen, da wir unsere sämtlichen Sachen in einer gesicherten Cloud (Google Drive for Business) online speichern.
Man wird immer kreativer in der Lösungsfindung mit der Zeit. Schau in Facebookgruppen oder in Foren nach, wenn dir grad zu einer Situation nichts einfällt – es gibt wahrscheinlich dort draußen jemanden, der diese Situation schon durch hat und dir den ein oder anderen tollen Tipp mitgeben kann.
Worauf wir beim Stellplatz besonders achten bei arbeitsreichen Phasen
Wohlfühlfaktor & Produktivität – das ist uns wichtig bei einem Stellplatz. Diese Kriterien kann der kostenfreie Stellplatz auf dem Schotterplatz beim Dorfrand erfüllen, oder auch der 15 Euro Stellplatz inmitten der Stadt.
Du hast deine ganz eigenen Wünsche & Bedürfnisse, was ein angenehmer Arbeitsplatz für dich bedeutet. Solltest du dir jetzt noch nicht sicher sein, welche das sind – glaub mir, du wirst das noch früh genug herausfinden.
Diese Punkte sind für uns i.d.R essenziell bei einem längeren Aufenthalt als 1-2 Tage:
- Unbedingt fließender Landstrom bei einem Aufenthalt von mehreren Tagen mit intensiven Arbeitsphasen
- Ausreichend Möglichkeiten, mit den Hunden stressfreie Runden zu drehen
- Eine Schieflage des Platzes, dass wenigstens die Schubläden nicht von alleine aufklappen und man beim Schlafen nicht mit Kopf nach unten schläft
- Fliesendes Wasser & Abwasser – nicht allzu nötig, aber bequem ist es trotzdem, wenn das Abwasser nicht aus allen Näten platzt
- Sehr. gute . Internetverbindung!
Dazu noch eine tolle Aussicht – immer her damit 🙂 Wenn es dich interessiert, worauf wir sonst noch so bei der Stellplatzsuche achten, dann kannst du in unseren Artikel “Ruhige Stellplätze finden” reinlesen.
5. Unsere wichtigsten Erkenntnisse übers Arbeiten im Wohnmobil und generell unser mobiles Büro
Lass uns zum Abschluss noch einmal die wichtigsten Punkte zusammenfassen, die wir in diesem Artikel besprochen haben:
- Arbeiten im Wohnmobil erfordert eine gute technische Ausrüstung, insbesondere für Internet, Strom und ergonomische Arbeitsplätze
- Flexibilität und Integration von Arbeit und Reisen sind Hauptvorteile, während technische Herausforderungen und potentielle ergonomische Einschränkungen zu den Nachteilen zählen
- Eine Vielzahl von digitalen Berufen und freiberuflichen Tätigkeiten eignen sich gut für das mobile Arbeiten
- Klare Strukturen, realistisches Zeitmanagement und feste Routinen sind entscheidend für eine gute Work-Life-Balance
- Energiemanagement ist ist extrem wichtig, besonders wenn kein externer Strom verfügbar ist
- Vorbereitung auf technische Probleme und kreative Lösungsfindung sind wichtig für reibungsloses Arbeiten unterwegs
- Bei der Stellplatzwahl für arbeitsintensive Phasen sind Faktoren wie Stromversorgung, Internetverbindung und Komfort entscheidend
Wir möchten die Freiheit, unterwegs arbeiten zu können, nicht missen. Auch wenn wir nicht mehr direkt mit dem Camper durch Europa fahren wissen wir, dass alles was wir benötigen fürs Arbeiten in zwei Rucksäcke passt. Das heißt, wir sind nicht nur auf den Camper beschränkt sondern könnten von Hütte zu Hütte zu Fuß reisen, mit den Fahrrädern entlang der Küsten touren oder von einem Ort zum nächsten ziehen und so lange bleiben, wie es uns gerade gefällt.
Uns interessiert es brennend, wie es dir gerade geht mit dem Thema, warum gerade das Arbeiten im Camper – bist du schon unterwegs und willst dein Arbeitsleben vollkommen mobil machen? Oder bereitest du dich auf eine Reise vor und nimmst jetzt das erste mal deine Arbeitssachen mit?
FAQ´s
Digitale Berufe wie Webdesign, Programmierung, Content Creation oder Online-Marketing eignen sich besonders gut. Auch freiberufliche Tätigkeiten wie Beratung, Coaching oder Übersetzungen lassen sich prima im Wohnmobil ausüben. Wichtig ist, dass du deine Arbeit weitgehend ortsunabhängig erledigen kannst.
Unverzichtbar sind ein leistungsfähiger Laptop, ein Smartphone und eine zuverlässige Internetverbindung. Hilfreich sind zudem eine externe Festplatte für Backups, eine Powerbank und ergonomisches Zubehör wie eine externe Tastatur. Je nach Beruf können auch spezielle Tools wie eine Kamera oder ein Grafik Tablet nötig sein.
Eine gute Work-Life-Balance im Wohnmobil erfordert klare Strukturen und Disziplin. Setz dir feste Arbeitszeiten und -Bereiche. Nutz die Flexibilität, um Arbeit und Freizeit optimal zu kombinieren. Plan regelmäßige Pausen ein und nimm dir Zeit, deine Umgebung zu erkunden. Eine gute Trennung zwischen Arbeit und Freizeit ist wichtig, auch wenn beides im selben Raum stattfindet.
Bereite dich auf schlechte Internetverbindungen vor, indem du wichtige Dokumente offline verfügbar machst. Nutz verschiedene Internetquellen wie mobile Daten und lokale WLAN-Netzwerke. Informier dich im Voraus über die Netzabdeckung in deinem Zielgebiet. Bei wichtigen Online-Meetings fahr notfalls zu einem Ort mit besserer Verbindung. Plan Aufgaben, die keine Internetverbindung benötigen, für Zeiten mit schwachem Signal ein.